Geschichten "natürlich"

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WLAN-Bäume

Stell dir vor, Bäume würden WLAN spenden!

Der technische Mehrwert wäre schier grenzenlos: Abgeschlossene Waldgebiete wären plötzlich wieder am Puls der Zeit! Wahrscheinlich würden die Leute wieder mehr raus in die Natur um Wald-Spaziergänge zu unternehmen, nur um sich den neuesten Blockbuster herunterzuladen.

Bestimmt kennst du die Ecke in deiner Wohnung, in der Schule oder im Büro, wo du nie Empfang hast – jene Ecke eben, wo niemand so recht sein will, weil einem da immer die neuesten Push-Nachrichten entgehen. Alle im Raum sind schon auf dem neuesten Stand, aber nicht du, weil du in jener Ecke sitzt.

Nicht aber, wenn Bäume WLAN spenden: Ein Ficus Benjamina oder auch ein kleiner Gummibaum an der rechten Stelle reicht - die Wahl liegt ganz bei dir - und schon ist das unbeliebte Funkloch gestopft!

Auch für Ausflüge in baumlose Gebiete – z.B. eine Segeltour aufs offene Meer – sind Lösungen möglich. Es würde es reichen, einfach stets ein Bonsaibäumchen mit sich herumzutragen. Aufgrund der Grösse wäre der Empfang vielleicht nicht gerade erste Sahne – aber hey, immer noch besser als gar kein Empfang, oder?

Ganz offensichtlich ist das die Zukunft – auch für die Raumfahrt: Zwei, drei besonders widerstandsfähige Hagebuchen an Bord des neuesten Space-Shuttles, und die NASA spart Millionen an überteuerten und unnötigen Sendern und Funkgeräten.

Um den WLAN -Empfang immer weiter zu verbessern, würden die Menschen wohl relativ bald anfangen, noch viel mehr Bäume zu pflanzen – Zuhause, in den Städten, auf dem Land – der neuen Bepflanzungswut wären keine Grenzen mehr gesetzt; bald wären Schösslinge und Samen aller Arten in den Baugeschäften ausverkauft, die Leute wurden herumrennen mit Humus-Säcken, Düngerflaschen, Schaufeln und Spaten – und das nur, um ihren Handyempfang ins Unermessliche zu steigern und mit 18G die neuesten Games, Newsprogramme und Apps herunterzuladen!

…schade nur, dass Bäume nur den langweiligen Sauerstoff spenden, den wir zum Überleben brauchen.

Philip Müller


Videogames? Natürlich!

Vater erschien im Wohnzimmer in Vollmontur: Kurze Hosen, Sonnenhut, Camping-Rucksack. «Los Klaus, mach die Glotze aus und zieh dich an, wir gehen Campen»!

Oh nein! Klaus hatte ganz vergessen, dass er letzte Woche irgendwann einmal zugesagt hatte, mit seinem Papa zwei Tage in den Wald zu fahren. Wahrscheinlich war er da gerade am Endboss von «Troom» und hatte nicht richtig zugehört.

«Aber Papa, wie oft habe ich dir schon gesagt: Ich kann onine-Spiele nicht pausieren! Kann ich mich wenigstens noch von meinen Freunden verabschieden? Ich muss doch noch…» - doch da war der Stecker schon gezogen, und Klaus’ Vater spazierte zufrieden zum Auto.

Missmutig trotte Klaus seinem Vater später den Waldpfad hinterher. An einer Stelle am Fluss, so gut wie jede andere, hielt er an.
«So Klaus, hier schlagen wir unser Lager auf»!

Ein wenig widerwillig schlug Klaus die Heringe in den Boden. Hierfür suchte er eine geeignete stelle, denn wie er aus dem Survival-Game «Dayrim» wusste, war es schlau, sich zwar nahe am Wasser, aber doch nicht zu nah niederzulassen: Überschwemmungsgefahr.

«Sehr gut», lobte ihn sein Vater nach getaner Arbeit; «als nächstes brauchen wir ein Feuer. Auf der kleinen Flussinsel hat es tonnenweise Schwemmholz – kommst du da ran?».

Ein leichtes für Klaus! Zwar befand sich die Insel einige Meter flusseinwärts – aber die breiten, stabil aussehenden Flusssteine würden ihm genug halt geben. So hüpfte er hinüber, immer einen Fuss vor den anderen.
«Das erinnert mich sehr an Cash Brandicot! Da muss man auch auf Steinen herumhüpfen. Ist ja gar nicht so einfach in echt…».

Langsam taute Klaus’ Laune auf: Auch hier draussen in der Natur gab es ständig etwas zu tun! Während sein Vater eine kleine Hängematte bastelte, versuchte sich Klaus als Lagerfeuer-Chefkoch: Hörnli mit Gehacktem stand auf dem Speiseplan. Aus dem Computer-Spiel «Undercooked» wusste er, dass da zunächst die Zwiebeln angedünstet werden müssen, später das Fleisch mit etwas Rotwein abgelöscht wird. Das Resultat war vorzüglich.

Als Vater und Sohn gemeinsam am Lagerfeuer zu Abend assen – es dämmerte bereits – meinte Klaus’ Vater: «Und, was meinst du – ist doch gar nicht so schlimm, so ein Camping-Ausflug mit deinem alten Herrn?» - «Nein nein», lachte Klaus, «ich habe es mir in der Tat schlimmer vorgestellt!».

Fröhlich schlüpften die beiden später unter freiem Himmel in ihre Schlafsäcke, wo Klaus seinen Vater überraschen konnte mit seinem Wissen über die Sternbilder – aus dem Science-Fiction-Game «Endless Skies» kannte er eine Menge davon.

Klaus würde auf jeden Fall wieder hierherkommen! Vielleicht sogar mit einigen seinen Gamer-Freunden: ArgoFrog16 würde ihm mit seinen Survival-Skills aus «Last of Them» sicher noch einiges beibringen können, und SwEeTbErRry03 hätte ihre Freude an den Marshmellows.

So schlief er bald zufrieden ein, wünschte sich aber kurz davor doch noch die «Lautlos»-Taste für das echte Leben - als sein Vater zu schnarchen begann wie ein Bär mit Keuchhusten.

Philip Müller
 


Daheimgeblieben

Sophie schüttelte ihre Schwester Lara, die noch tief und fest zu schlafen schien. «Komm aus den Federn, du Schlafmütze, es sind Ferien! Ich gehe mit Sabine und Pascal campen!».

«Ach, geh du», meinte Lara verschlafen; «auf den Dreck, die Mücken und drei Tage ohne Dusche kann ich verzichten!».
«Tja, du weisst nicht, was dir entgeht!», sprach Sophie und war auch schon zur Tür hinaus verschwunden.

Die nächsten Tage konnten für die beiden Schwestern unterschiedlicher nicht sein:

Für Sophie, Sabine und Pascal gab es einiges zu tun: Sie bauten eine Seilbrücke, errichteten eine grosse Feuerstelle, sammelten Bärlauch und spielten Versteckis im Wald.

Lara rief ihre Freunde an, was sie so trieben. Die meisten schauten die dritte Staffel einer Netflix-Serie, die Lara nicht besonders mochte. Gelangweilt blätterte sie in alten Magazinen.

Sophie und ihre Freunde kochten ein dreigängiges Menü über dem Feuer, danach gab es Schoggi-Bananen zum Dessert!

Laras Tiefkühl-Pizza verbrannte im Ofen, da der Timer nicht mehr richtig funktionierte. Mit etwas schalem Cola ging das aber schon hinunter. Das Joghurt, das zur Nachspeise geplant war, war sauer geworden.
«Heiss heute!» dachte Lara am späteren Nachmittag und stellte sich unter die Dusche. Als sie das Wasser anlassen wollte, hatte sie den Hahn plötzlich in der Hand – abgebrochen! Missmutig zog sie sich wieder an und schrieb dem Klempner eine E-Mail.

Sophie, Sabine und Pascal gönnten sich zur ungefähr gleichen Zeit einen Schwumm im kühlen Bergsee, da sie glücklicherweise die Badesachen eingepackt hatten. Der Strandball sorgte für Stimmung!
Später sangen die drei noch lauter lustige Lieder am Lagerfeuer, genossen das Beisammensein, die gute Stimmung oder schauten einfach dem Feuer beim Brutzeln zu.

Lara schaute derweil eine Wiederholung der Sendung «Germany’s Next Topseller» auf ihrem Tablet, die sie schon viermal gesehen hatte, als die Internetverbindung abbrach. Sendepause. «Ach, was soll’s», schimpfte Lara verdrossen, «Zeit für’s Bett».
Sie schlief lange nicht ein – in ihrem Zimmer war es einfach viel zu heiss.

Sophie und ihre Freunde kuschelten sich unter freiem Himmel in ihre Schlafsäcke, genossen die frische Luft und schliefen wie die Murmeltiere.
Am nächsten Tag wurden sie vom friedlichen Vogelgezwitscher geweckt und schnabulierten ein leckeres Frühstück.

Lara wurde unliebsam vom Presslufthammer der nahegelegenen Baustelle geweckt. Welch Start in den Tag!
Sie hatte genug. Sie vermisste ihre Schwester, die sicher tollere Ferien erlebte. Wäre sie doch mitgegangen! Sie packte ihr Handy und wählte Sophie’s Nummer.

«Hier ist Sophie’s Voicemail! Ich bin gerade am Campen mit Freunden und habe keinen Empfang – aber das ist auch gut so. Ihr erreicht mich in drei Tagen wieder!».   

Philip Müller
 


Federleichte Geschichten

Auch letztes Jahr gab es spannende Geschichten aus der Feder von Philip Müller zum Thema "Federleicht". Es lohnt sich darin zu "schneuken".
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